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Wir bemalten unsere Gesichter, mit Leuchtfarben und Schminke, die man im Dunkeln eh nicht sah. Wir
bemalten unsere Hände und Arme, obwohl es doch nur hieß: Pimp Your Face. Aber wahrscheinlich sind
Grenzen manchmal nur da, um sie zu verschieben. Aus Weiß wurde Neon, aus der Aula eine Tanzfläche.
Und irgendwo zwischen heute und morgen hat man dann vergessen, dass es eigentlich seltsam ist, einen
Teil des Abends in der Schule zu verbringen. Und irgendwo zwischen Sweet Dreams und I Follow Rivers
war es dann auch egal, ob man tanzen konnte, im Dunkeln sieht man das ja eh nicht so richtig und sowieso
sollte man alles, was man nach zehn Uhr abends macht, nicht überbewerten.
Es waren zu wenige da, um sich in der Menge verstecken zu können, aber zu viele, um sich jedes Gesicht
zu merken. Die Lehrer hatten Glitzer an den Schläfen und manche Schüler eine Maske auf, man hat sie
trotzdem erkannt. Die Musik war irgendwann nur noch der Bass, der gegen die Ohren schlug, zur gleichen
Zeit wie die Füße auf den Boden. Blicke trafen sich in der Luft, ein Lächeln, wenn einem danach war.
Ab und zu flüchtete man nach draußen, um zu atmen und Licht zu tanken. Von außen klang alles nur halb
so laut, wie es wirklich war. Und draußen holte einen auch die Zeit ein, die auch vergeht, wenn man glaubt,
dass sie eigentlich stehen geblieben sein müsste.
Auf dem Weg nach Hause hatte man Watte in den Ohren und dachte wieder an das, was für ein paar
Stunden in einen hinteren Winkel des Kopfes gerückt war.
Wir bemalten unsere Gesichter, doch irgendwo darunter blieben wir wir selbst, auch wenn wir das
manchmal vergaßen.
Ein Artikel von Joceline Ziegler